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Ich liebe es, zu planen. Das betrifft nicht nur mein Leben und meinen Tagesablauf, sondern auch das Schreiben.

Von Plottern und Pantsern

Oft teilt man Autorinnen in zwei Kategorien ein: Die Plotter und die Pantser. Pantser schreiben einfach drauf los, lassen sich von der Geschichte mitreißen und entwickeln Plot und Charaktere während des Schreibens. Plotter hingegen planen den ganzen Roman, bevor sie überhaupt mit Schreiben beginnen. Das kann sehr rudimentär geschehen. Zum Beispiel Anfang, Mitte und Schluss festlegen, vielleicht noch ein paar Namen und Eigenschaften für die Charaktere ausdenken und fertig ist. Oder aber man legt alles bis ins kleinste Detail fest: Ein Szenenplan mit Kapitelnummerierung, mehrseitige Charakterblätter mit Aussehen, Eigenschaften und Lebenslauf der Figuren – es gibt keine Grenzen.

So befreiend und aufregend drauflosschreiben sein kann, bei mir hat es nicht funktioniert. Ich hatte immer wieder neue Ideen, musste bereits Geschriebenes umschreiben. Mehrmals. Irgendwann dachte ich: Wenn ich mir von Anfang an überlegt hätte, wohin die Geschichte führen soll, dann hätte ich jetzt mehr Nerven und weniger Arbeit gehabt.

Die Schneeflockenmethode

In einem Schreibkurs bin ich auf die Schneeflockenmethode gestoßen. Was so winterlich klingt, ist seit meinem zweiten Roman meine bevorzugte Plotmethode. Im Wesentlichen geht es darum, dass man eine Geschichte wie eine Schneeflocke langsam entstehen lässt. Man startet mit dem groben Grundgerüst und fügt dann immer mehr Details dazu. So viele oder so wenige man will. Konkret sieht das so aus:

1. Die Geschichte in einem Satz

2. Drei Katastrophen und eine Lösung

3. Grundzüge der Protagonisten

4. Ausweitung Geschichte auf einen Absatz

5. Geschichte aus der Sicht der Charaktere

6. Einseitige Plotübersicht

7. Vollständige Charakterblätter

8. Szenenübersicht

9. Erzählende Beschreibung (ca. 50 Seiten)

10. Rohfassung schreiben

Planung mit Flexibilität

Es gibt mehrere Dinge, die mir an dieser Methode gefallen. Zum einen die bestechende Logik. Man zwingt sich schon am Anfang dazu, den Kern der Geschichte zu erfassen, indem man sie in nur einem Satz zusammenfasst. Gleichzeitig erarbeite ich damit eine Grundlage für den Klappentext (Schritt 2) und fürs Exposé (Schritt 6). Ich kann ungezwungen Ideen ausprobieren und weiß relativ schnell, ob sie funktionieren. Das ist mir lieber, als hunderte von geschriebenen Seiten wieder zu löschen, weil sie nicht mehr passen.

Zum anderen bleibe ich trotzdem flexibel. Ich kann einzelne Schritte abkürzen oder ganz weglassen. Schritte 1-4 und 6 mache ich immer, da sie die Basis der Geschichte darstellen. Das geht relativ schnell. Schritte 5 und 7 – beide betreffen die Ausarbeitung der Charaktere – lasse ich gern weg. Denn bei mir entwickeln sich die Charaktere meistens erst beim Schreiben. Ich mag es nicht, von vornherein allzu detailliert festzulegen, wie sie aussehen, welche Ticks sie haben. Ich muss nur wissen, was ihr Ziel ist und was sie antreibt. Vielleicht bin ich ja ein Charakter-Pantser und Handlungsplotter?

Eine Szenenübersicht fertige ich auch immer an. Hier sind wir wieder bei der Flexibilität: Ich kann entscheiden, ob ich nur skizziere, was geschehen soll, oder ob ich bereits festlege, was der Hauptkonflikt der Szene ist, welche Fragen offen bleiben, wo die Szene spielt, wie viele Seiten sie umfasst, etc. Meistens bleibt es bei einer Skizze, am Anfang detailliert und gegen Ende lasse ich vieles offen. Danach springe ich direkt zur Rohfassung.

Planung nicht in Stein gemeißelt

Nur, weil ich alles im Voraus geplant habe, heißt das nicht, dass die Geschichte nun so geschrieben werden muss. Manchmal entwickelt sie sich während des Schreibens in eine ganz andere Richtung. Dann muss ich abwägen, ob ich bei meinem ursprünglichen Plan bleibe, oder aber dieser Eingebung folge – mit dem Risiko, dass ich dann doch mehr umschreiben muss, als mir lieb ist.

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