Das zu tun, was man liebt, und dafür bezahlt zu werden – klingt gut oder? Um es vorwegzunehmen: Meine Antwort auf die Frage, ob ich vom Schreiben leben will, ist ein klares Jein. 🙂
Vom Bestseller leben
Mal angenommen, ich würde jährlich einen Bestseller schreiben, auf den meine Leserinnen monatelang hingefiebert haben, um ihn dann zu verschlingen. Ein einziger Roman pro Jahr, der genügend Einnahmen erzielen würde, damit ich auch mal mit den Kindern in den Urlaub fahren könnte. Oder einen Longseller wie Harry Potter, mit dem ich ein für alle Mal ausgedient hätte und mir keine Sorgen mehr machen müsste, ob sich die Folgebücher auch so gut verkaufen – dann würde ich gern vom Schreiben leben.
Aber die Realität sieht anders aus. Die wenigsten Autorinnen, die tatsächlich vom Schreiben leben, tun dies von einer einzigen Reihe oder können es sich leisten, nur ein Buch pro Jahr zu veröffentlichen. Das gilt insbesondere fürs Selfpublishing, wo ein Roman pro Quartal schon fast Standard ist.
Da sind wir bei meinem Problem: Wenn ich wüsste, dass ich im Jahr eine bestimmte Anzahl an Büchern schreiben und vermarkten müsste, hätte ich keine Freude mehr daran. Und das ist doch der Grund, warum ich überhaupt damit angefangen habe. Und unter Druck schreibt es sich schlecht, jedenfalls ist das bei mir so. Meine Geschichten brauchen Zeit, um zu reifen. Zeit, die ich bei einem solch getakteten Veröffentlichungsrhythmus nicht hätte.
Fehlende Sicherheit
Ein zweiter gewichtiger Punkt ist die finanzielle Sicherheit. Die hätte ich mit dem Autorendasein nicht, denn die Einnahmen schwanken stark. Ich brauche die Gewissheit, dass jeden Monat eine bestimmte Summe auf mein Konto fließt, damit ich alle anfallenden Ausgaben begleichen kann. Und das sind einige: Miete, Krankenkasse, Kinderbetreuungskosten, Lebensmittel. Die Lebenserhaltungskosten in der Schweiz sind hoch, besonders mit drei Kindern (wir zahlen fast 3000 Franken für die Kinderbetreuung. Für zwei Tage die Woche. Pro Monat). Wenn die Einnahmen dann auch noch in Euro sind, die Kosten aber in Schweizer Franken anfallen, ist dies eine zusätzliche Unsicherheit – zumal der Euro ständig an Wert verliert.
Mein Fazit: Unter gewissen Bedingungen würde ich gern vom Schreiben leben wollen. Nur sind diese nicht sehr realistisch. Das hält mich aber nicht davon ab, es zu versuchen. Ich muss nicht von einem Tag auf den anderen den Job kündigen und Vollzeitautorin sein. Ein erster Schritt könnte sein, das Pensum im Brotjob ein wenig zu reduzieren, um mehr Zeit fürs Schreiben zu schaffen. Dieser Mix wird auf Dauer wohl meine Lösung sein.
Dieser Post ist Teil der Serie »Ein Blick hinter den Buchdeckel«, in dem du einen Einblick in das Leben einer Autorin erhältst.
Edith
Liebe Monika,
lch danke dir für diesen Einblick, den du in deiner “Ein Blick hinter den Buchdeckel” Reihe gibst.
Ich plane gerade meine erste Veröffentlichung, da ist es für mich natürlich besonders Interessant zu sehen, wie du das Selfpublishing (er)lebst.
Das Schreiben neben dem Alltag unterzubringen ist das Eine. Was sicher unterschätzt wird, ist das ganze Drumherum. “Marketing” hatte ich nie auf dem Schirm und jetzt nimmt es einen grossen Teil meiner Zeit ein …
Ich wünsche dir ganz viel Erfolg für deine weiteren Projekte und Grüessli, Edith
Monika
Liebe Edith, danke für deinen lieben Kommentar. Ich freue mich, wenns dir was bringt. 🙂 Liebe Grüsse